Bericht über unsere Chorreise nach Coventry 2019
Anlässlich des diesjährigen 60. Jahrestages der Städtepartnerschaft Dresden-Coventry gaben wir gemeinsam mit „Spires Philharmonic Orchestra and Chorus“ ein Konzert in der Kathedrale von Coventry. Der Neue Chor Dresden konnte damit die Botschaft nach Coventry tragen, dass diese Partnerschaft für die Bürgerinnen und Bürger von Dresden eine große Bedeutung hat. Dies hat der Chor bereits dadurch verdeutlicht, dass bei einem auf Einladung der Deutsch-Britischen Gesellschaft Dresden e.V. erfolgten Besuch des „Coventry German Circle“ in Dresden im Mai 2018 Mitglieder des Chors sich als Gastgeberinnen und Gastgeber engagierten. (Die Stadt Dresden hat diesen Besuch unter der Vorgangs-Nummer 15.2/23/2018 gefördert.) Dadurch sind bereits Kontakte geknüpft, die bei dem Besuch 2019 genutzt werden konnten. Diese engen Verbindungen im Vorfeld einer Chor-Reise sind nicht selbstverständlich und bedeuten eine zusätzliche Motivation für beide Seiten. Nicht zuletzt findet hier ein Generationen übergreifender Austausch statt, der die Wahrung von Erinnerung, den Prozess des Voneinander-Lernens und den fortwährenden Versöhnungscharakter dieser Begegnung kennzeichnen wird.
Mit „Spires“ hat sich ein Partner in Coventry gefunden, der an einem längerfristigen Austausch interessiert ist: Wir hoffen, unsere Freunde aus Coventry 2020 zu einem Konzert in Dresden begrüßen zu können.
Nach einer reibungslosen Reise wurden wir am Abend des 30.05. von Vertretern des Coventry German Circle überaus herzlich begrüßt. Bei einem ausführlichen gemeinsamem Stadtrundgang am nächsten Tag, bei dem uns unsere Gastgeber begleiteten, lernten wir die wichtigsten der reichlich vorhandenen Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen. Als unsere Füße schon begannen, müde zu werden, stand wie herbeigezaubert ein leckerer Imbiss im Foyer des Theaters für uns bereit. Im Anschluss daran begaben wir uns in die im 2. Weltkrieg von deutschen Bomben so schlimm zerstörte und in den fünfziger Jahren neu errichtete Kathedrale von Coventry.
Dort wurde die gemeinsame Ausstellung deutscher und britischer Künstler „Condition Humaine“ des Coventry-Dresden Arts Exchange, die bereits vorher in der Dresdner Kreuzkirche gezeigt worden war, in Anwesenheit von Linda Bigham, Lord Mayor of Coventry, einer Dresdner Delegation unter Leitung von Bürgermeister Dr. Peter Lames sowie den beteiligten Künstlern eröffnet. Der neue Chor Dresden leistete dazu mit 2 A-Cappella-Stücken seinen musikalischen Beitrag.
In der Zwischenzeit hatten unsere Gastgeber in ihren Probenräumen ein phantastisches kaltes Buffet vorbereitet, bei dem wir uns in freundschaftlicher Atmosphäre persönlich miteinander bekanntmachen und interessante Gespräche führen konnten. Danach ging es „an die Arbeit“: Zum ersten Mal sollten unsere getrennt geprobten Stücke gemeinsam zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt werden. Ob das wohl gelingen würde? Es gelang! Unsere beiden Chorleiter Jack Lovell und Axel Langmann, die abwechselnd das Dirigat übernahmen, fanden den perfekten „Draht“ zu unserem vereinigten britisch-deutschen Chor und vermittelten uns das Gefühl, schon immer miteinander musiziert zu haben.
Am nächsten Tag hatte uns der „Coventry German Circle“ (das englische Pendant zu unserer Deutsch-Britischen Gesellschaft) zu einer Führung durch die Kathedrale von Coventry eingeladen.
Als am 14.November 1940 die deutsche Luftwaffe die Stadt Coventry elf Stunden lang bombardierte, wurde nicht nur der historische Stadtkern zerstört, sondern ging auch mit der Kathedrale, deren Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, ein einmaliger Ort des Glaubens und der Kultur unwiederbringlich verloren. Dennoch war nicht Vergeltung, sondern Vergebung die Triebkraft für den Neubau neben den verbliebenen Ruinen der alten Kirche und Impuls zur Versöhnung zwischen den Völkern.
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Es hätte noch einiges an Zeit gebraucht, um alle Botschaften aus der Architektur der Kathedrale in sich aufzunehmen: Ein gewaltiges Bauwerk mit innerer Größe und Symbolik, in dem wir schon wenige Stunden später gemeinsam mit unseren englischen Freunden musizieren würden.
Nach unserer Generalprobe in der Kathedrale warteten wir gespannt auf unseren großen Auftritt. Es war ein erhebendes Gefühl, in dieser wunderbaren, symbolträchtigen Kirche gemeinsam in freundschaftlicher Verbundenheit singen zu dürfen als Nachgeborene einer auf immer vergangenen Zeit.
Das Programm unserer beiden Chöre sowie des Philharmonischen Orchesters spannte einen großen Bogen von Bach, Mozart und Beethoven über die Romantiker bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen.
Das Publikum in der gut besuchten Kathedrale dankte uns mit begeistertem Beifall, nachdem es sich beim abschließenden „Halleluja“ von Georg Friedrich Händel wie in England üblich von den Sitzen erhoben hatte.
Nach dem Konzert, an dem auch die Oberbürgermeisterin von Coventry, Linda Bigham, und die Dresdner Delegation unter Leitung von Bürgermeister Dr. Peter Lames teilgenommen hatten, bat uns die Oberbürgermeisterin zu einem offiziellen Empfang ins Rathaus der Stadt. Sie dankte uns für unser gelungenes Konzert und betonte, dass sie sich weiter für einen regen kulturellen Austausch unserer beiden Schwesterstädte einsetzen werde. Nach dem überbringen offizieller Statements gab es auch die Gelegenheit, direkt mit der Oberbürgermeisterin ins Gespräch zu treten.
Der Sonntag, der Tag unserer Abreise, gab uns am Vormittag noch einmal Gelegenheit, gemeinsam mit unseren Gastgebern kleine Besichtigungstouren durch Coventry oder die nähere Umgebung zu unternehmen um noch so viele Eindrücke wie m.glich mit nach Hause zu nehmen.
Waren es auch nur wenige Tage, die wir in Coventry verbrachten, so haben wir doch viele persönliche Freundschaften vertiefen oder neu knüpfen können.
Wir wurden mit offenen Armen empfangen und möchten in diesem Geist auch recht bald unsere britischen Freunde hier in Dresden begrüßen.
Persönliches Kennenlernen und gemeinsames Tun – so können wir zu einem friedlichen und starken Europa beitragen.
Unser Dank gilt der Stadt Dresden, die unsere Chorreise nach Coventry gefördert hat und es uns dadurch ermöglichte, als kulturelle Botschafter der Stadt Dresden in England zu wirken.
Ebenso möchten wir uns beim Sächsischen Musikrat bedanken, der uns bei dieser Konzertreise finanziell unterstützte.
Nicht zuletzt danken wir auch dem Coventry German Circle und der Deutsch-Britischen Gesellschaft Dresden e.V., die mit viel Engagement zum Gelingen dieser Reise beitrugen.